Seit einigen Jahren können Wälder in Deutschland zertifiziert werden. Hierfür stehen v.a. zwei Systeme zur Verfügung. Beide - PEFC und FSC - stellen hohe Anforderungen insbesondere an die Nachhaltigkeit, an die Umweltverträglichkeit der Waldbewirtschaftung, die Arbeitsqualität und an die soziale Kompetenz der Forstbetriebe. Beide Forstzertifikate erfüllen die Kriterien der EU-Kommission: Freiwilligkeit, unabhängige Überprüfung, Transparenz, Kosteneffizienz, offener Zugang.
Bei PEFC Deutschland e.V. ist die Wahrung der Eigentümerinteressen garantiert. Waldbesitzer, die die volle Verantwortung für ihren Betrieb zu tragen haben, besitzen im Deutschen Forstzertifizierungsrat (DFZR), in dem letztendlich Entscheidungen über Bewirtschaftungsstandards getroffen werden, ein ihrer Situation angemessenes Mitspracherecht.
In der FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V. dagegen sind die Waldbesitzer in einer gewissen Minderheitenrolle. Sie sitzen mit zahlreichen anderen Gruppierungen in der Wirtschaftskammer, einer von insgesamt drei Kammern. Sie können dort jederzeit überstimmt werden, wenn sie keine Allianz mit den anderen Kammermitgliedern erreichen. Entscheidungen sind nur dann möglich, wenn auf sie mindestens zwei Drittel der Stimmen entfallen und keine Kammer geschlossen dagegen stimmt. Entscheidungen über die Richtlinien benötigen mindestens 75 % der Stimmen.
PEFC – das weltweit erfolgreichste Forst-Zertifizierungsystem
In der BRD z.B. haben sich derzeit in zwölf Bundesländern Waldbesitzer mit einer Fläche von über 6,9 Mio. Hektar (das sind 65 % der deutschen Waldfläche), jeweils über 2.500 kommunale und private Forstbetriebe sowie fast 900 forstliche Zusammenschlüsse mit mehr als 200.000 Mitgliedern für PEFC entschieden. In absehbarer Zeit wird auch in Schleswig-Holstein – als letztem Bundesland – den nichtstaatlichen Waldbesitzern die Möglichkeit geboten sein, ihre Forstbetriebe nach PEFC zertifizieren zu lassen. Der Regionale Waldbericht ist bereits im Entwurf fertiggestellt, das Prüfungsverfahren hat begonnen, mit einer Aushändigung der Konformitätsurkunde wird noch 2004 gerechnet.
In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ist der Staatswald insgesamt nach FSC zertifiziert, in Mecklenburg-Vorpommern nur zu einem geringeren Flächenanteil. Als bundesweite Besonderheit hat sich der Staatswald im Saarland zwischenzeitlich beiden Systemen unterworfen.
Inzwischen ist PEFC nicht nur europaweit ein Begriff, mit über 52 Mio. Hektar ist es weltweit das flächengrößte Waldzertifizierungssystem, FSC steht auf Platz 3 mit ca. 40 Mio. Hektar.
Australien, Chile, Malaysia, Brasilien, USA und Kanada sind bereits Mitglied im internationalen PEFC-Council, z.T. läuft ein Anerkennungsverfahren für ihre nationalen Zertifizierungssysteme nach den übergeordneten, einheitlichen Helsinki-Kriterien.
In der Bundesrepublik sind mit nahezu 7 Mio. Hektar rund 65 % der gesamten Waldfläche nach PEFC zertifiziert, nach FSC knapp unter 0,5 Mio. Hektar.
Akkreditierung | Die Akkreditierung der FSC-Zertifizierungsstellen erfolgt durch den internationalen FSC Vorstand selbst nach Zahlung einer entsprechenden Gebühr. So bleiben Zweifel an der Unabhängigkeit der Zertifizierungsstellen | PEFC bedient sich unabhängiger Zertifizierer, die sich in anderen Bereichen der Wirtschaft einen Namen gemacht haben (z.Zt, LGA Intercert, DQS, TÜV Nord). Entsprechend international gültiger ISO-Vorschriften akkreditiert PEFC die Zertifizierungsstellen nicht selbst, sondern setzt eine Zulassung bei der nationalen Akkreditierungsstelle voraus. |
Referenzflächen | Bei FSC müssen im Staatswald und im Kommunalwald größer 1.000 Hektar 5 % der Fläche aus der Bewirtschaftung genommen und als Referenzflächen ausgewiesen werden. | PEFC fordert von den Zertifikatsnutzern keine Stillegung von Waldflächen, da es sich zu integrativen Naturschutz bekennt und die Ausweisung von Totalreservaten nicht als Aufgabe einer Zertifizierung erachtet. |
Baumartenwahl | FSC fordert eine langfristige Orientierung der Forstwirtschaft hin zu einer standortheimischen Bestockung. Fremdländer, wie die Douglasie, aber auch die Fichte auf den meisten Standorten werden dann nur noch in Mischung geduldet. | PEFC strebt Mischbestände mit standortgerechten Baumarten angepasster Herkünfte an. |
Totholz | FSC verlangt als Vorbedingung für eine Zertifizierung eine Totholzmanagementstrategie zur Steigerung des Totholzanteils. | PEFC verlangt, dass Totholz und Höhlenbäume in angemessenem Umfang erhalten werden. |
Biozideinsatz | FSC erlaubt den Biozideinsatz nur auf behördliche Anordnung. Gegen Lineatus-Befall begiftetes Holz darf erst nach 6 Monaten verkauft werden. | PEFC erlaubt eine flächige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nur als letztes Mittel und ausschließlich auf der Grundlage fachkundiger Begutachtung. Die Polterbegiftung wird nicht reglementiert, da sie nur eine punktuelle Anwendung darstellt. |
Tab. 1: Wesentliche Unterschiede von FSC und PEFC im Vergleich (Kurzfassung der gem. Synopse) (Quelle: www.pefc.de, Rubrik: PEFC - im Vergleich) |
Forstbetriebe werden überprüft
Zuständig für die PEFC-Zertifizierung in den einzelnen Bundesländern sind die sog. Zertifizierungsstellen, das sind unabhängige Unternehmen, die sich mit Zertifizierungen in allen Branchen beschäftigen. Mit der forstfachlichen Betreuung beauftragen sie i.d.R. freiberufliche Forstsachverständige.
Die PEFC-Standards tangieren alle Tätigkeitsbereiche eines Forstbetriebes. Diese werden sowohl im Regionalen Waldbericht als auch insbesondere im Zuge der flächengewichteten Kontrollstichproben geprüft. In jedem Bundesland werden jährlich mindestens 10 % der teilnehmenden Fläche in Vor-Ort-Audits begutachtet. Dabei wird überprüft, ob und inwieweit die Betriebe die Standards der PEFC-Leitlinie einhalten, zu der sie sich durch Unterzeichnung einer Selbstverpflichtungserklärung freiwillig bekannt haben. Ggf. erforderliche Korrekturmaßnahmen werden vor Ort mit den Verantwortlichen diskutiert, in schriftlichen Maßnahmeplänen festgehalten und je nach Sachlage auch in angemessenen Zeiträumen nachgeprüft (sog. "Nachaudit").
Ergebnisse
Die Kontrollstichproben in den Jahren 2000 bis 2003 haben deutschlandweit gezeigt, dass die Forstbetriebe durchwegs bemüht sind, PEFC-konform zu wirtschaften. Allerdings haben die Forstlichen Sachverständigen auch eine breite Palette von Verbesserungspotenzialen festgestellt.
An erster Stelle mit knapp über 40 % steht dabei "mangelhaft angepasste Wildbestände", gefolgt von Vergehen gegen die einschlägigen UVV (ca. 30 %) und "keine Verwendung von schneller biologisch abbaubaren Ölen (sog. Bio-Öle)" sofern die Maschinen hierfür die technischen Voraussetzungen bieten.
2004 wurde zum ersten Mal in Deutschland einem Waldbesitzer (einer Haubergsgenossenschaft), wegen eines großen Kahlschlags in einem knapp 50-jährigen Fichtenbestand) das PEFC-Zertifikat entzogen.
PEFC hat von Anfang an erklärt, ein lernendes System zu sein. Aus diesem Grund werden zur Zeit die Erfahrungen der letzten vier Jahre gesammelt, für 2005 steht eine Überarbeitung der Systemgrundlagen an. Mit Blick auf die nach wie vor unbefriedigende Mitarbeit von Umweltverbänden wiederholte Baron Marian von Gravenreuth, 1. Vorsitzender von PEFC-Deutschland, die bereits mehrfach geäußerte Einladung, sich an PEFC zu beteiligen: "Die Tür steht weit offen, sie brauchen nur einzutreten. Sie werden herzlich empfangen."
Produktkettennachweis (chain of custody)
Eine Zertifizierung ist nur dann ein in sich geschlossenes System, wenn nicht nur die Forstbetriebe, sondern v.a. auch die Handels- und Bearbeitungskette bis hin zum Endverbraucher durchgängig nachgewiesen wird.
PEFC bietet daher nicht nur den Forstbetrieben, sondern auch dem Holzhandel und der Holz verarbeitenden Industrie mit dem sog. "Produktkettennachweis" ein hervorragendes Marketinginstrument. Einzelne Sortimente, z.B. Industrieholz, sind ohne PEFC-Logo inzwischen nahezu unverkäuflich, zumindest werden sie nur mit erheblichen Preisabschlägen vom Markt aufgenommen. Große Holzverarbeiter (z.B. Klenk, Rettenmeier u. v. a. m.) haben sich schon sehr früh diesem Zertifizierungssystem angeschlossen. In Europa haben sich bereits über 1.200 Betriebe, in Deutschland über 400 Betriebe entschieden, die hierfür notwendigen Nachweise zu erbringen. Um sicher zu stellen, dass nicht Holz auf den Markt kommt, das unberechtigt das PEFC-Logo trägt, werden diese Betriebe jährlich kontrolliert.
Falko Thieme ist forstlicher Sachverständiger, Fachjournalist und PEFC- / RAL-Begutachter.