In Österreich werden Schädigungen im Wald im Rahmen der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) durch das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) erhoben. Sie basieren auf den Angaben der Bezirksforstdienste aus ganz Österreich. Die physiologische Schädigung steht im Fokus des Schätzverfahrens, ungeachtet einer folgenden Kalamitätsnutzung. 

Witterung und abiotische Schäden

Berichte von GeoSphere Austria bilanzierten 2023 als das wärmste Jahr der Messgeschichte seit 1768. Das Flächenmittel der Jahresmitteltemperatur in Österreich lag 1,3 °C über dem langjährigen Mittel (1991-2020) sowie 2,6 °C über dem Mittel von 1961-1990. Man verzeichnete sowohl den wärmsten September (plus 3,7 °C) als auch den wärmsten Oktober (plus 3,5 °C) der Messreihe. Alle weiteren Monate, ausgenommen April und Mai, fielen überdurchschnittlich warm aus, besonders die Wintermonate. 

Laut GeoSphere-Bericht gab es 17 % mehr Niederschlag als im langjährigen Vergleich (1991-2020). Charakteristisch waren Gegensätze zwischen sehr trockenen und sehr nassen Phasen, aber auch zwischen Regionen. Österreichweit waren April, November und Dezember sehr niederschlagsreich, extrem trocken waren September (minus 52 %), Juni und März. Regionen mit ausgeglichenem, zum Teil unterdurchschnittlichem Niederschlag gab es in der nördlichen Osthälfte des Landes. 

Obwohl die Winter 2022/23 und 2023/24 sehr mild und ersterer auch größtenteils schneearm waren, gab es doch kurzfristig und in höheren Lagen viel Schnee. Durch Nassschnee und große Neuschneemengen vervielfachten sich die Schäden durch Schnee und Lawinen, die Forstdienste meldeten in der DWF 866.000 Vfm. Bei den Schäden durch Sturm fiel die Zunahme (plus 43 %) nicht so eklatant aus, erreichte aber, von hohem Vorjahresniveau ausgehend, 2,7 Mio. Vfm. Bei beiden Faktoren waren besonders Regionen in der Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol und Niederösterreich betroffen. Insgesamt wurden 2023 durch abiotische Faktoren über 3,5 Mio. Vfm geschädigt (plus 76 %).

Borkenkäfer

Der seit 2022 feststellbare, neuerliche Aufwärtstrend bei Schäden durch Borkenkäfer hielt an, wenn auch mit geringerem Anstieg: Die DWF-Ergebnisse zeigten für das gesamte Bundesgebiet Borkenkäferschäden in Höhe von 4,04 Mio. Vfm (plus 8 %), das entspricht dem dritthöchsten Wert in der Zeitreihe. Von diesen Schäden wurden 92 % durch den Buchdrucker verursacht.

Vor allem südliche und inneralpine Forstbezirke wiesen ansteigende Schäden aus. Der Schwerpunkt der relativen Zunahme verlagerte sich jedoch von Tirol in die Steiermark, wo es das stärkste Plus gegenüber 2022 gab: Mit 964.000 Vfm (der dritthöchste Wert seit Vorliegen detaillierter Aufzeichnungen mit Ende der 1980er Jahre) wurde ein Anstieg um beinahe der Hälfte des Vorjahreswertes gemeldet. Auch im angrenzenden Kärnten war die Zunahme mit 13 % überdurchschnittlich (861.000 Vfm). Verschlechterungen gegenüber 2022 wurden im geringen Ausmaß in Oberösterreich (2 %, 324.000) und Tirol (plus 3 %) registriert. Tirol wies aber mit 1,32 Mio. Vfm nach wie vor die höchsten Borkenkäferschäden aller Bundesländer auf. In Salzburg gingen nach einer einjährigen Verschlechterung die Schäden um 32 % zurück (192.000 Vfm). Weiterhin rückläufiges Schadensniveau meldete Niederösterreich (minus 13 %, 331.000 Vfm).

Aus 42 % der Forstbezirke (2022: über 70 %) wurden ansteigende Schadensmengen gemeldet. Die höchsten absoluten Schäden gab es wie auch 2022 in den Forstbezirken Osttirol (1,20 Mio. Vfm), Spittal an der Drau (476.000 Vfm) in Kärnten sowie Bruck-Mürzzuschlag (312.000 Vfm) in der Steiermark.

Der Großteil der Schäden entstand also durch die mit unverminderter Intensität ablaufende Massenvermehrung im Süden des Landes. Dort hatte nach großen Vorschäden durch Sturm und Schnee im Sommer 2021 Stehendbefall durch Buchdrucker auf großer Fläche begonnen. Das Befallsausmaß stieg 2022 enorm an, die 2023 verzeichneten Schäden waren noch etwas höher. Die Buchdrucker-Kalamität betrifft fichtenreiche Wälder vom Talboden bis an die obere Grenze des Fichtenwaldes und führt in den betroffenen steilen Lagen zu einem bedeutenden Verlust der Schutzwirkung des Waldes vor Naturgefahren. Als zweiter Schwerpunkt der Buchdrucker-Probleme trat die nordöstliche Steiermark im Bereich der Nördlichen Kalkalpen in Erscheinung. In erster Linie sind fichtenreiche Wälder der montanen Stufe betroffen. Dort war bereits in den letzten fünf Jahren ein ansteigender Trend zu verzeichnen, 2023 nahmen die Schäden steil zu.

Die Buchdrucker beendeten bedingt durch außergewöhnlich hohe Temperaturen im März 2023 die Winterruhe sehr früh. In den Tallagen Osttirols wurden in der letzten Märzwoche Fangzahlen von über zehntausend Stück pro Falle gemeldet. Insgesamt war das Jahr durch hohe Temperaturen gekennzeichnet, die eine rasche Entwicklung der Bruten mit drei Generationen in tieferen Lagen bis in die inneralpinen Täler sowie mit zwei Generationen auch in Lagen von 1200 m Seehöhe und darüber ermöglichten (PHENIPS, Universität für Bodenkultur).

Nadelhölzer

Fichte

Entsprechend dem Fichtenanteil entstanden die meisten Schäden durch Fichtenborkenkäfer. Die Forstdienste meldeten 3,72 Mio. Vfm (plus 7,4 %) dem Buchdrucker zugeordnete Schäden. Überdurchschnittlich stiegen die Schäden durch Kupferstecher auf 228.000 Vfm (plus 12 %), vor allem in stärker betroffenen Regionen des Nordens und Ostens.

Die durch die Fichtengespinstblattwespe (Cephalcia abietis) befallene Fläche hat neuerlich zugenommen. Abnahmen in Kärnten und Tirol stand intensiverer Befall in Teilen der Steiermark, Nieder- und Oberösterreichs gegenüber. Verglichen mit dem Vorjahr, wurde in weiten Teilen Österreichs eine Zunahme von Fichtennadelpilzen beobachtet. Der Fichtennadelrost kam in alpinen Gebieten als weiterer Schadfaktor vor, außeralpin war gebietsweise eine auffällige physiologische Nadelschütte als eine Folge von Trockenheit und Wassermangel zu beobachten. 

Kiefern

Im Gegensatz zum Vorjahr war die Situation bei Kiefernborkenkäfern 2023 wieder deutlich angespannt. Mit einem Plus von über 27 % ist die Zunahme deutlich höher als bei den Fichtenborkenkäfern (plus 7,7 %). In Summe meldeten die Forstdienste 54.000 Vfm von Borkenkäfern geschädigte Kiefern. Geringfügig nahmen die Schäden durch den Sechszähnigen Kiefernborkenkäfer und den Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer zu, stark angestiegen (plus 62 %) waren sie durch den Großen und Kleinen Waldgärtner in weiten Teilen des österreichischen Kieferngebietes. 

Der 2016 erstmals in Österreich in Massenvermehrung beobachtete Pinienprozessionsspinner hat sich im Befallsgebiet an der Südseite des Dobratsch in Kärnten etabliert. Nach einigen Jahren in unauffälliger Dichte nahm der Befall 2023 wieder stark zu und weitete sich auf eine Fläche von über 1.500 ha aus. 

Langanhaltende Trockenheit in den Sommermonaten und milde, schneearme Winter, kombiniert mit einer feuchten Frühjahrswitterung, begünstigten bei der Kiefer das Auftreten mehrerer Schadfaktoren. Meldungen zum Kiefernsterben aufgrund komplexer Ursachen waren auf die Osthälfte Österreichs beschränkt und blieben in den vergangenen drei Jahren auf etwa gleich hohem Niveau, 2023 mit leichter Abnahme. Ebenfalls in den östlichen und teilweise südlichen Kieferngebieten wurde ein Auftreten des Diplodia-Kieferntriebsterbens erfasst, wobei auch Nachweise aus dem Westen Österreichs gemeldet wurden. In Summe nahm die Befallsfläche jedoch ab. Bei der Kiefernschütte wurden zunehmende Schädigungen im Osten, bei gleichzeitiger Verminderung der österreichweiten Befallsflächen, dokumentiert. 

Tanne

Die Schäden durch Tannenborkenkäfer nahmen um rund 8 % auf einer Höhe von 15.500 Vfm zu, vergleichbar mit der Veränderung der gesamten Borkenkäferschäden. Das Auftreten der Tannentriebläuse blieb annährend auf dem Vorjahresniveau. Weiterhin waren junge Tannen unabhängig von geografischer Lage oder ihrem Überschirmungsgrad betroffen, auch ging damit weiterhin ein Absterben der Wipfel bis ins Stangenholzstadium einher.

In tannenreichen Wäldern des Wienerwaldes und im südlichen Niederösterreich sowie in Kärnten waren junge Tannen teilweise massiv durch den Fraß durch Fichtengrünrüssler (Polydrusus aeratus) betroffen. Weit verbreitet, Westösterreich ausgenommen, war die Tannennadelbräune in Kulturen und Jungwüchsen. Gelegentlich wurde regional verstärktes Auftreten des Tannenkrebses an jungen Tannen in dessen Ausprägung als Hexenbesen, vor allem in der Steiermark und in Salzburg, vorgefunden.

Andere Nadelhölzer

Nach einer Verdopplung der Schäden durch den Großen Lärchenborkenkäfer im Jahr 2022 wurde dieses Schadensniveau 2023 gehalten (12.700 Vfm). Neben Oberkärnten und Osttirol waren vor allem Regionen in Ostösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg betroffen. Schädlinge an Lärchennadeln waren weiterhin bedeutend. Vor allem Schädigungen durch Lärchennadelknickläuse (Adelges spp., Sacchiphantes viridis) und die Lärchenminiermotte wurden jedoch mit abnehmender Tendenz dokumentiert. Schwerpunkte lagen in der Steiermark und Kärnten. Besonders auffällig war ein regionaler Befall durch den Grauen Lärchenwickler, ebenfalls in Kärnten. Die Meldungen zum Auftreten des Großen Braunen Rüsselkäfers waren in Summe rückläufig, aber vor allem in Gebieten mit vorangegangenen Kalamitäten nahmen die Schäden an den Kulturen zu.

Hallimasch-Arten traten in Nadelholzbeständen zunehmend als Schwächeparasiten auf. Eine der vielfältigen Ursachen für das vermehrte Auftreten waren abiotische Stressereignisse, oft Wassermangel. Hallimasch-Arten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Pathogenität und damit einhergehender Krankheitsintensität. Als Schwächeparasiten können jedoch alle Arten bei entsprechender Prädisposition der Wirtsbäume einen maßgeblichen Effekt auf den Bestand haben. Witterungsbedingt nahmen Lärchen-Nadelpilze (Mycosphaerella laricina, Meria laricis, Hypodermella laricis) besonders im Süden Österreichs deutlich an Bedeutung und Schadensfläche zu. 

Laubhölzer

Buche

Schäden an Buchen wurden im Zusammenhang mit abiotischen Einflüssen dokumentiert. Vor allem Dürreschäden, ein Verbräunen der Blätter, waren in Ostösterreich zu beobachten. Buchenzweigkrebs (Neonectria ditissima), der in niederschlagsarmen Gebieten an Bedeutung gewinnt, nahm zu. Der primär als Wundparasit bekannte Pilz nutzt als Eintrittspforte für Infektionen Verletzungen, die im Zuge von Stürmen und Hagel entstehen. Stark abnehmend war die Befallsfläche durch den Buchenspringrüssler, nur aus Oberösterreich wurde kleinflächiger Befall gemeldet.

Eichen

An Eiche fressende Schmetterlingsarten rückten lokal, Schwammspinner im nördlichen Niederösterreich und Frostspanner-Arten im Burgenland sowie in Ober- und Niederösterreich, in den Fokus. Die Amerikanische Eichennetzwanze (Corythucha arcuata) expandiert weiterhin, was sich in den Meldungen aus den südöstlichen Forstbezirken widerspiegelt. Im Laufe des Sommers zeichneten sich die Blattschäden deutlich ab. Auch in Niederösterreich nahm die Befallsfläche zu. Aufgrund der noch unauffälligen Dichte wurden keine Schäden aus den Forstbezirken gemeldet.
Im vergangenen Jahr kam es vor allem im Osten Österreichs in Gebieten, die besonders von Hitze und Trockenperioden betroffen waren, an bereits geschwächten Eichen zu einer Besiedelung der Stammbasis mit sekundären Fäuleerregern. Bei den dokumentierten Pathogenen an Eiche handelte es sich um bedeutende Weißfäuleerreger, wie den Spindeligen Rübling, den Tropfenden Schillerporling (Inonotus dryadeus) sowie Hallimasch-Arten. Auch der Glänzende Lackporling (Ganoderma lucidum), ein Braunfäuleerreger, wurde festgestellt.

Andere Laubhölzer

Die Befallsfläche durch Maikäfer stieg gegenüber dem Vorjahr mit Schwerpunkten in Vorarlberg, Kärnten und Oberösterreich an. Starker Flug des Junikäfers (Amphimallon solstitiale) sowie anderer kleinerer Blatthornkäfer-Arten war regional wieder wahrzunehmen. Obwohl die Forstdienste gleichbleibendes Schadensniveau auswiesen, wurde Fraß durch Grünrüssler 2023 verstärkt beobachtet und gemeldet. Vor allem Kulturen und Jungwüchse von Eiche, Kirsche, Linde, Buche und Ahorn wurden kahlgefressen. Der neuerliche Austrieb der befressenen Pflanzen im Juni hielt die Schadwirkung gering und damit verbunden auch die Höhe der gemeldeten Flächen.

Auch Laubhölzer waren vermehrt vom Auftreten verschiedener Hallimasch-Arten betroffen. Neben Vorschädigung durch das Eschentriebsterben führten auch hier vor allem abiotische Stressfaktoren zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber diesem Fäuleerreger.
Wie bereits im Vorjahr zeichnete sich eine deutliche Zunahme der Rußrindenkrankheit des Ahorn vor allem in städtischen Bereichen ab. Besonders drastisch war die rasch verlaufende Mortalität zwischen der Bildung der ersten Sporenlager im Stammbereich bis hin zum Absterben des Baumes.
Die Auswirkungen des Eschentriebsterbens an der Gemeinen Esche durch den Erreger Hymenoscyphus fraxineus waren, wie auch die Jahre zuvor, von großer Bedeutung, die Schadensfläche im gesamten Bundesgebiet betrug etwa 28.000 ha.

Bioindikatornetz 2023

Rund 80 % der Schwefelanalysen der Probenahme aus dem Herbst 2023 sind bislang abgeschlossen. Derzeit liegen die Grenzwertüberschreitungen im seit 1985 beprobten Netz bei rund 2,0 %. Zu erwarten ist, dass das Gesamtergebnis bei den Grenzwertüberschreitungen niedriger als 2022 (4,2 %) sein wird.