Jährlich werden Rehkitze und andere Wildtiere von landwirtschaftlichen Maschinen bei der Mahd von Grünland und Feldfutterbaubeständen erfasst und getötet. Auch aufgrund des hohen Äsungsgehalts der Wiesen und Feldfutterbauflächen nutzen Rehgeißen zur Setzzeit bevorzugt diese Flächen, die zudem den Jungtieren auch ausreichend Schutz vor natürlichen Fressfeinden bieten. Es ist eine natürliche Feindvermeidungsstrategie der jungen Kitze, sich bei Gefahr in den ersten Lebenswochen zu "ducken“ und nicht zu flüchten. Diese Strategie der nahezu geruchslosen und bestens getarnten Rehkitze ist bei natürlichen Feinden effektiv, führt jedoch zu keinerlei Fluchtreaktion bei herannahenden Mähwerken.

Wildtierrettungsstrategien

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und die TU München (TUM) haben sich zum Ziel gesetzt, die wildbiologischen Hintergründe wie Geißen- und Kitzverhalten besser zu verstehen und damit verschiedene gängige Maßnahmen der Wildtierrettung wie Detektions- und Vergrämungsmaßnahmen zu evaluieren und zu optimieren.

Es gibt bisher kein Patentrezept zur Wahl der geeignetsten Methode zur Mähtodvermeidung - weder bezüglich der Gefährdungsbeurteilung im Vorfeld noch zu den erfolgversprechendsten Wildtierrettungsmaßnahmen. Mit der aktuell verfügbaren Technik ist es unmöglich, die gesamten Grünland- und Feldfutterbauflächen nach Rehkitzen und weiteren Wildtieren abzusuchen.

Somit ist ein wichtiger Baustein zur richtigen Auswahl und dem gezielten Einsatz von Maßnahmen zunächst die Abschätzung des Risikos, auf einer zu mähenden Fläche zu einem bestimmten Zeitpunkt unter den örtlichen Gegebenheiten Rehkitze anzutreffen (Gefährdungskulisse).

Für die Entwicklung dieser Risikoabschätzung sollen im Forschungsprojekt wildbiologische Fragestellungen zum Setzverhalten der Geißen und der Lebensraumnutzung der Rehkitze sowie den relevanten Faktoren für den Setzzeitpunkt erforscht werden. Aus den dabei erhobenen Daten soll die Gefährdungslage der einzelnen Fläche abgeschätzt werden.

Weiterhin sollen bestehende und neue Methoden, Techniken und Verfahren zur Wildtierrettung getestet, optimiert und bewertet werden. So kann eine effiziente und flächendeckende, auf die jeweiligen Notwendigkeiten für die einzelnen Flächen und Nutzungszeitpunkte optimierte Wildtierrettung abgeleitet werden.
 

Unterstützen Sie uns bei der Datenerhebung

Werden Sie Teil eines wichtigen, innovativen Projektes zum Schutz von Wildtieren und der nachhaltigen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen!

Die verschiedenen Methoden und Techniken zur Wildtierrettung sollen auf diversen Grünland- und Feldfutterbauflächen in Bayern erprobt und getestet werden. Dabei ist es für die Entwicklung der wildbiologischen Gefährdungskulisse immens wichtig, bayernweit zu dokumentieren, wo Rehkitze gesichtet / gerettet wurden, aber auch wo keine Rehkitze gefunden wurden. Daneben benötigen wir Daten zu Aufwand und Erfolgsrate durchgeführter Wildtierrettungsmaßnahmen.

Jäger, Landwirte, ehrenamtliche Wildtierretter und alle Interessierten können das Projekt durch Meldungen zu Wildtier- und Rehkitzfunden und zum Einsatz verschiedener Wildtierrettungsmaßnahmen aktiv unterstützen.

Es existieren drei verschiedene Möglichkeiten der Projektbeteiligung:

  1. Online-Formular
  2. Datenerhebungsblatt (PDF)
  3. Bürgerplattform "Wildtiere in Bayern" (WilTiB)

Auf diese Möglichkeiten können Sie über das "Wildtierportal Bayern" zugreifen oder Sie scannen den QR-Code. Das Datenerhebungsblatt können Sie auch hier downloaden.

Bürgerplattform „Wildtiere in Bayern“

Mit der Bürgerplattform "Wildtiere in Bayern" (kurz: WilTiB) kommt neben der umfangreichen Informationsseite "Wildtierportal Bayern" eine zweite Komponente hinzu. Diese Kommunikationsplattform ist ein zugangsgeschützter Bereich und steht regionalen Arbeitsgemeinschaften als webbasiertes Melde- und Monitoringsystem zu Themen rund um die Jagd zur Verfügung.

Um über das WilTiB Ihre Beobachtungen zu Kitzfunden zu melden, ist eine Registrierung erforderlich – wir benötigen Ihren Vor-, Nachnamen, Email-Adresse und Regierungsbezirk. Bitte senden Sie diese an: kitzmeldung.oekoklim.wzw@tum.de, sofern Sie sich dort engagieren möchten.

Der LfL-Mähknigge

Der LfL-Mähknigge ist eine Handlungsempfehlungen zur tierschonenden Mahd. In diesem "Mäh-Knigge" sind die wichtigsten Informationen zum Thema Wildtierrettung für die verantwortlichen Bewirtschafter (z. B. Landwirte, Landschaftspflegeverbände, Privatpersonen), Jäger und ausführende Dienstleister (z. B. Fahrer, Lohnunternehmer) übersichtlich zusammengefasst. Er enthält Handlungsempfehlungen und Beispiele, wie eine vorbildliche Wildtierrettung durchgeführt werden kann und beruht auf Praxiserfahrungen und den wenigen derzeit verfügbaren Studien.

Für den erfolgreichen Einsatz der Maßnahmen gibt es kein Patentrezept, es ist immer im Einzelfall zu entscheiden, welche Maßnahme ergriffen werden soll. Viele der Maßnahmen sind miteinander kombinierbar, beispielsweise das Aufstellen von Scheuchen und die Mahdtechnik von der Straße weg. Für viele der Maßnahmen gibt es bisher keine Erfolgskennzahlen. Daher besteht erheblicher Forschungsbedarf hinsichtlich der Methoden der Wildtierrettung und der Mähtechnik.