Die Birke ist nach Weide und Eiche die drittwichtigste Baumart in Bezug auf die Artenvielfalt. Mehr als 500 Insektenarten, hauptsächlich Käfer und Schmetterlinge, wurden an Birke festgestellt. Dabei ernähren sich 133 Insektenarten fast ausschliesslich von dieser Baumart. Leider ist sie in der Schweiz deutlich unterrepräsentiert, was sich sowohl auf die Widerstandsfähigkeit des Waldes im Allgemeinen als auch auf die Entwicklung des Holzvolumens auswirkt.
Die Karelische Birke
Karelische Birken (Betula pendula var. carelica) mit ihren ovalen, leicht behaarten dunkelgrünen Blättern werden 7 bis 10 m hoch und ähneln mit ihrem gedrungenen Wuchs einem Apfelbaum oder Strauch. Sie wachsen langsam und erreichen Alter zwischen 40 und 50 Jahren.
Die Karelische - oder Maserbirke ist keine eigene Art, sondern eine genetische Varietät v.a. der Silber- oder Hängebirke (Betula pendula). Ein Gendefekt, dessen Vorkommen in der Natur weitgehend unentdeckt bleibt, bewirkt, dass die Zellen in den Holzfasern in unterschiedliche Richtungen wachsen.
Es konnte beobachtet werden, dass diese Art im Vergleich zur "Standard-Pendula" einen Überschuss an Zucker produziert, was auf das Auftreten dieser besonderen Struktur im Holz hinweisen könnte. Diese Holzstruktur erzeugt einen besonders ästhetischen Effekt. Die genetische Varietät dieses "Defekts" ist von Baum zu Baum sehr unterschiedlich. Auch bei anderen Baumarten existiert dieses Phänomen.
Diese genetische Varietät der Birke stammt ursprünglich aus einzelnen Gebieten in Skandinavien (südöstlicher Teil Norwegens, Finnland und Südschweden), Karelien (Grenzregion Finnland / Russland), Russland und einigen baltischen Ländern, vereinzelt kommt sie auch in anderen Teilen Mitteleuropas wie Polen, Slowakei oder Deutschland vor, ausserdem gibt es immer mehr Orte, an denen diese Baumart künstlich vermehrt w
Lebensraum
Die langsam wachsende, lichtbedürftige Karelische Birke bevorzugt lange, kalte Winter, nährstoffarme Böden und gemässigte Sommer.
Geeignete Standorte sind:
- fruchtbare Wälder mit krautreichen Standorten
- gute Feinsand- und Brachflächen
- Erlenbestände, die in ertragreiche Wirtschaftswälder umgewandelt werden
- fruchtbare Böden mit geringer Frostgefährdung
- landschaftlich wertvolle Standorte
Je weniger fruchtbar der Standort, desto eher neigt die Baumart dazu, sich stärker zu verzweigen.
Ungeeignete Standorte sind:
- torfige Böden
- flache Tonböden
- Standorte mit hohem Grundwasserspiegel
Es wurde beobachtet, dass der Standort und die Bestandsdichte das Auftreten und den Grad der Maserwuchsausbildung beeinflussen. Die geografische Lage spielt für das Auftreten der Maserwuchs bei Birke dagegen kaum eine Rolle (www.edelholzverkauf.de).
Aussehen und Eigenschaften des Holzes
Das Holz der Karelischen Birke wird wegen seiner individuellen, charakteristischen Maserung sehr geschätzt. Diese ist das Ergebnis eines Gendefekts, bei dem sich das Holz in unregelmäßigen Mustern und Verwirbelungen bildet. Ihre Formenvielfalt reicht dabei von wilden Wirbeln bis hin zu feinen Linien und Punkten, was jedem Stück ein einzigartiges und individuelles Aussehen verleiht.
Neben ihrer interessanten Maserung weist Karelisches Birkenholz auch robuste Eigenschaften auf, was es zu einer ausgezeichneten Wahl für eine zahlreiche Anwendungen macht. Das Holz ist widerstandsfähig gegenüber Kratzern und Abnutzung und behält auch unter extremen Bedingungen ihre Form und Struktur bei und ist wasserabweisend. Das Holz ist dicht und sehr schwer (Frischholz geschlagen mehr als. 900kg/m3).
Aktuelle Herausforderungen und Chancen
Langjährige Beobachtungen haben ergeben, dass Waldgebiete, in denen sich die Birke in grosser Zahl entwickelt, am wenigsten von Trockenheit, Insektenbefall oder Krankheiten betroffen sind. Ein Vergleich der Verbreitungskarte der Birke mit Karten des aktuellen Schädlingsbefalls geben hierüber Aufschluss. Da wo Birken in grosser Zahl vorkommen, konnte oftmals weniger Insektenbefall diagnostiziert werden als in Gebieten, in denen die Birke nicht oder selten vorkommt. Insgesamt gilt die Karelische Birke als widerstandsfähiger als die Silberbirke.
Ein weiterer Vorteil der Birke ist, dass diese Baumart wenig Nährstoffe benötigt und so nicht mit anderen Baumarten konkurriert. Dies könnte bedeuten, dass es schwierig sein wird, ohne Birken andere Baumarten zu fördern, wie z.B. bei der Förderung der Kastanie im Tessin.
Das Argument, dass die Birke nicht wirtschaftlich ist, zählt nicht, denn bei einer sorgfältigen Pflege kann sie einen geraden Stamm bilden.
Da Birkenholz zu den halbweichen Hölzern zählt, kann sie anstelle von Tanne und Fichte auch als Bauholz verwendet werden.
In Finnland und Schweden ist der Anbau von Silberbirken (ein Hybride) sehr erfolgreich, die aufgrund ihres sehr geraden Stammes sehr gefragt. sind
Die Mutterpflanzen der Karelischen Birken werden sorgfältig ausgewählt und nach ihrem geraden Stamm, ihrem schönen gewellten Holzmuster und nach ihrer Gesundheit aussortiert. In Finnland werden die Bäume in einem Labor aufgezogen. Die vegetative Vermehrung garantiert zu 100% die Eigenschaften der Mutterpflanzen und es wird ein EU-Zertifikat dafür vergeben.
Zu einem guten Aufwuchs scheinen Boden und Höhe nicht so entscheidend zu sein wie das Fernhalten von Rotwild etc.
In Bettwil (AG) wurde eine interessante Beobachtung an 50 gepflanzten Birken am Rande eines Privatwaldes gemacht: Die Wurzeln der umliegenden Bäume wurden von Nagetieren angezogen, während die Birken offenbar verschont blieben.
Der Wert des Birkenholzes
Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Karelische Birkenholz mal mehr und mal weniger im Trend. Vor 40 Jahren stammten etwa 20% des Holzes aus Plantagen, heute sind es über 60% und der Holzpreis stieg an. Funierfabriken suchen nach geraden Birkenstämmen und zahlen dafür gute Preise. Das Holz dieser Baumart ist inzwischen eines der teuersten in Europa, und das einzige das pro Kilogramm gezahlt wird. Ein deutscher Funierholzunternehmer hat beispielsweise 2011 aus Finnland 170 (20 Tonnen) 50-jährige Karelische Birkenstämme gekauft für 12 CHF pro Kilo.
Das Holz der Karelischen Birke hat eine lange Tradition in der Handwerkskunst und der Herstellung hochwertiger Produkte wie Möbeln (Tischplatten Schrankfronten) und Messergriffen sowie im Kunsthandwerk und Design (Schmuck, Uhrengehäuse). Die lebendige Maserung macht jedes Produkt zu einem Unikat.