Betroffen sind die jüngsten Triebe von Tannenverjüngungen. Schon bald nach dem Austrieb der jungen Nadeln brechen aus der Nadelunterseite stiftförmige Sporenlager hervor. Die befallenen Nadeln werden gelb, dann braun und fallen bereits im Sommer ab. Manchmal kommt es auch zu Triebverkrümmungen. Die Bäume sehen struppig und zerzaust aus (Abb. 1, links).

Der Schaderreger

Erreger dieser Krankheit ist der Tannennadelrost (auch Weißtannen-Säulenrost) Pucciniastrum epilobii. Dieser Rostpilz benötigt für seine Entwicklung einen Wirtswechsel mit dem Weidenröschen (z.B. Epilobium angustifolium).

Infektiöses Ausgangsmaterial sind abgestorbene Weidenröschen mit überwinterten Teleutosporen. Diese keimen Anfang bis Mitte Mai zum Zeitpunkt des Nadelaustriebs und bilden bei feuchter Witterung Basidiosporen, die über die Luft verbreitet werden und junge Tannennadeln befallen. Schon zwei bis drei Wochen später (Anfang bis Mitte Juni) entstehen an der Unterseite der befallenen Nadeln Aecidiosporen, die wiederum nur Weidenröschen infizieren können (Abb. 1, rechts).

Eine Übertragung von Tanne zu Tanne oder auf ältere Nadeln findet nicht statt.

Auf den Weidenröschen entstehen die Sommer- (=Uredo-)sporen, die nur weitere Weidenröschen infizieren können. Gegen Ende der Vegetationsperiode entstehen dort in den Blättern Teleutosporen zur Überwinterung (Abb. 2).

Schadensausmaß

Entscheidend für ein stärkeres Auftreten der Krankheit ist das gemeinsame Vorkommen von Abies- und Epilobium-Arten auf engem Raum. Dies ist oft auf ehemaligen Sturmflächen mit Tannenverjüngung gegeben, wenn sich nach wenigen Jahren sowohl die typische "Schlagflora" (meist mit E. angustifolium) als auch der Pilz eingefunden und ihre Populationen aufgebaut haben.

Ferner muss zum Zeitpunkt des Nadelaustriebs feuchte Witterung herrschen, so dass die Infektionsbedingungen an der Tanne gegeben sind. In größerem Umfang war dies zuletzt 1996 auf "Vivian und Wiebke- Flächen" der Fall.

Auffällig ist das verstärkte Auftreten der Krankheit in Zäunen, weil dort das Weidenröschen nicht vom Rehwild abgeäst wird.

Prognose und Maßnahmen

Solange Weidenröschen und Tannenverjüngung auf engstem Raum zusammen vorkommen, ist mit dem Pilz und somit mit Nadelschäden zu rechnen. Diese sind besonders für Weihnachtsbaumkulturen und Schmuckreisig gravierend. Der Terminaltrieb entgeht meist der Infektion, da er später treibt. Bei mehrjährig wiederholtem Befall sind Zuwachsverluste, bei sehr starkem Infektionsdruck auch Ausfälle und Übergreifen auf die unteren Kronenteile von benachbarten Vorwüchsen und Alt-Tannen zu erwarten.

Maßnahmen sind nur bei sehr starkem Befall sinnvoll. Der Frühsommer ist der beste Zeitpunkt um durch Ausmähen der Weidenröschen die Entwicklung des Pilzes zu unterbrechen.