Abb. 2: Diese Askosporen aus den Fruchtkörpern von H. pseudoalbidus am vorjährigen Eschen-Falllaub werden weiträumig über die Luft verbreitet.
Nach der Entdeckung dieser neuen Pilzerkrankung waren zunächst Schäden in Kulturen und Naturverjüngungen zu verzeichnen. Im Südwesten Deutschlands verursacht die Krankheit nun zunehmend auch in Stangen- und Baumhölzern verlichtete und zurücksterbende Kronen. Zum Absterben älterer Eschen kam es bisher nur selten. Die Entwicklung der Erkrankung im Kronenbereich älterer Bäume und erste Auswirkungen auf das Stammholz werden untersucht.
Vom Eschentriebsterben sind die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und die Schmalblättrige Esche (F. angustifolia) betroffen. Diese werden in allen Altersklassen und auf allen Standorten befallen. Als Schaderreger wurde der Pilz Hymensocyphus pseudoalbidus mit seiner Nebenfruchtform Chalara fraxinea identifiziert. Dieser infiziert im Sommer grüne Blätter, dringt über die Blattstiele in gesunde Zweige ein und besiedelt das Holzgewebe. Dort verursacht er diffuse Holzverfärbungen sowie Rindennekrosen. Befallene Triebe weisen gelblichockerfarben bis rostrot marmorierte Rindenverfärbungen auf. Durch das Absterben der infizierten Blätter und Triebe kommt es zur Verlichtung der Krone (Abb. 1). Dabei scheinen der Standort und einzelbaumweise Disposition Einfluss auf die Befallsintensität zu haben. Stark befallene Eschen sind oft nahezu ausschließlich an diesjährigen Ersatztrieben und oft nesterweise auftretenden Wasserreisern belaubt (Abb. 1). Nach massivem mehrjährigem Befall kann es so zum Absterben kommen.
Durch die Luftverbreitung der Pilzsporen (Abb. 2) und durch den Handel mit infiziertem Baumschulmaterial konnte sich H. pseudoalbidus und damit das Eschentriebsterben bereits über das gesamte Nord- und Zentraleuropa ausbreiten. Die Krankheit wurde für Deutschland mit dem entsprechenden Erregernachweis erstmalig 2007 beschrieben, und war im Frühjahr 2009 in Baden-Württemberg festgestellt worden. Untersuchungen an befallenen Zweigen zeigten jedoch, dass der Erreger hier vereinzelt bereits zwei bis drei Jahre vorher vorhanden gewesen sein muss. Inzwischen kann man bereits von einem flächigen Vorkommen sprechen. Während zunächst vor allem Kulturen und Naturverjüngungen betroffen waren, sind jetzt auch zunehmend Stangen- und Baumhölzer von der Krankheit befallen.
Ziel der Untersuchung ist, das Fortschreiten der Erkrankung in Stangen und Baumhölzern in Südwestdeutschland zu untersuchen. Es interessieren sowohl Entwicklung der Krankheit in Beständen als auch der Infektionen im Einzelbaum; ferner der Zuwachsverlauf von befallenen Bäumen und mögliche Folgewirkungen auf die Holzqualität.
Folgerungen aus den Ergebnissen
Abb. 3: Links: Rindennekrose und Holzverfärbung im Markbereich durch H. pseudoalbidus im Zopfbereich eines Stammes. Rechts: Im Gegensatz dazu standörtlich bedingter Braunkern in der BHD-Scheibe einer Esche.
An Stangen- und Baumhölzern an ausgewählten Eschenbeständen in Baden-Württemberg wurden eindeutige Krankheitssymptome mit einhergehender Kronenverlichtung vorgefunden und entsprechende Erregernachweise (H. pseudoalbidus/Chalara fraxinea) erbracht. Das Eschentriebsterben zeigt sich nun nicht nur in jungen, sondern auch zunehmend in älteren Beständen. Im Zuge des Triebsterbens kommt es zu Ersatztriebbildungen, was wiederum Stammdeformationen zur Folge haben kann. Holzverfärbungen entstehen bisher vor allem im Astbereich befallener Bäume. Es waren noch keine Stammholzentwertungen und noch wenig Mortalität zu verzeichnen. Nach den Erfahrungen aus Polen ist jedoch davon auszugehen, dass es verstärkt dazu kommen wird. Um einer Holzentwertung vorzubeugen, ist daher die regelmäßige Kontrolle der Bestände zwingend erforderlich. Dabei muss das Auszeichnen für eine zuverlässige Kronenansprache in belaubtem Zustand möglichst im Juli erfolgen. Stark erkrankte Bäume (spätestens ab 80 % Kronenverlichtung) sollten entnommen werden, um Wertverluste am Holz zu vermeiden. Der in diesem Jahr an vielen Eschen zu beobachtende vorzeitige Blattfall im Frühherbst ist kein sicherer Indikator für eine Schädigung durch das Triebsterben.
Die Verteilung von stark befallenen und gesunden Einzelbäumen ist sehr heterogen. Dies deutet nicht nur auf graduell unterschiedliche standörtliche Disposition insbesondere auf nassen Standorten, sondern auch auf Unterschiede in der Anfälligkeit von Einzelbäumen hin. Möglicherweise verbleiben so ausreichend viele resistente Eschen, welche künftig die bestandesbildende Funktion übernehmen können. Direkt kurativ wirksame Maßnahmen gegen die Pilzinfektionen sind jedoch nach wie vor noch nicht bekannt. Die Existenz der Esche ist durch das Eschentriebsterben aus heutiger Sicht nicht gefährdet. Jedoch muss ihre Position als Zielbaumart in stark befallenen Beständen wegen hoher Ausfälle und mangelnder Qualität in Frage gestellt werden. Hierzu besteht weiterer Forschungsbedarf.
Von der Begründung neuer Eschenkulturen wird wegen des Triebsterbens derzeit abgeraten. Bei sehr hohen Ausfällen empfiehlt es sich, die Baumart zu wechseln oder das Augenmerk auf ggf. bereits beigemischte Baumarten zu lenken. Solange die Krankheit jedoch nicht akut ist, sollte vom normalen waldbaulichen Verfahren nicht abgerückt werden. Bei forstlichen Eingriffen in Eschenbeständen mit toten oder absterbenden Bäumen muss unbedingt auf die Arbeitssicherheit geachtet werden. Ebenso ist im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht besondere Vorsicht geboten.