Das Eschentriebsterben wird von dem Schlauchpilz Hymenoscyphus albidus (Weißes Stengelbecherchen) und dessen ungeschlechtlichem Stadium Chalara fraxinea hervorgerufen. Die Symptome der Krankheit treten in der Rinde und im Holz von Trieben, Zweigen, Ästen und Stämmen sowie an Blättern auf. -> Film zum Eschentriebsterben in Österreich
Befallsmerkmale
Triebe, Zweige, Äste und Stamm
Kleine, lokale Rindennekrosen (Bilder 1 bis 3; Rindennekrose = lokal begrenztes oder sich diffus ausbreitendes Absterben des Rindengewebes und des Kambiums) an Trieben und Zweigen im Frühstadium der Krankheit (v. a. im Frühjahr und Frühsommer).
Diese Nekrosen weiten sich aus und führen zum Absterben von Trieben und Zweigen (Bilder 16 bis 18). Lang gestreckte, oft elliptische Rindennekrosen, in deren Zentrum sich häufig ein abgestorbener Seitenzweig befindet (Bilder 4 bis 8). Insbesondere an stärkeren Zweigen und Ästen sowie an Stämmen junger Eschen können diese Rindennekrosen mitunter vom Baum abgegrenzt und überwallt werden (Bilder 7 bis 8).
Fruchtkörper verschiedener Pilzarten (Bild 9) an schon länger abgestorbenen Trieben, Zweigen und Ästen. Bei diesen Pilzen (Bild 9) handelt es sich nicht um die primären Erreger der Krankheit, sie können allerdings als Folgeschädigungsfaktoren an der Entwicklung der Rindennekrosen beteiligt sein.
Holz
Braune bis graue Verfärbungen im Holz (Bild 10), diese erstrecken sich in Längsrichtung weit über den Bereich der Rindennekrosen hinaus; im Querschnitt sind sektorweise Verfärbungen im Holz (Bild 10) erkennbar.
Blätter
Beim Absterben von Trieben in der Vegetationszeit (v. a. im Frühjahr und Frühsommer) findet man oberhalb der Rindennekrosen gleichzeitig welkende (Bild 11) und später braun bis schwarz verfärbte, vertrocknete Blätter (Bild 12), die lange am Baum hängen bleiben.
Braune oder schwarze Nekrosen an Blattstielen, Blattspindeln (Bilder 13-14) und an Mittelnerven der Blättchen (Bild 15) treten ab August häufig auf.
Die Blattspindel-Nekrosen ziehen häufig das Welken und Absterben (Bild 13) der oberhalb der Nekrose liegenden Teile der Blätter sowie vorzeitigen Blattfall nach sich; diese Symptome sind auf direkte Infektionen der Blätter zurückzuführen, Bast und Holz der Triebe und Zweige sind in diesem Fall gesund.
Gesamterscheinungsbild erkrankter Bäume
- Abgestorbene Triebe, Zweige und Äste an Eschen aller Altersklassen (Titelbild, Bilder 16 bis 18).
- Intensive Bildung von Ersatztrieben und Wasserreisern (Titelbild, Bilder 17 bis 18) in der Krone und am Stamm.
- Büschelige Belaubung (Titelbild, Bild 17).
Die Krankheit verläuft vor allem bei jüngeren Bäumen häufig tödlich, vereinzelt wird auch bereits das Absterben älterer Bäume beobachtet.
Verwechslungsmöglichkeiten
Mehrjähriger Baumkrebs (Erreger u. a. Nectria galligena): Offene Krebswunden mit mehr oder weniger symmetrischem Aufbau (Bild 19), die zu Stammdeformationen führen, beim Nectria-Krebs treten an den Rändern der Krebswunden Stecknadelkopf große, rote Fruchtkörper (Lupe! Bild 20) auf. Mehrjährige Baumkrebse führen, falls überhaupt, erst nach langem Befall zum Absterben von Eschen.
Die Blattspindel-Nekrosen ziehen häufig das Welken und Absterben (Bild 13) der oberhalb der Nekrose liegenden Teile der Blätter sowie vorzeitigen Blattfall nach sich; diese Symptome sind auf direkte Infektionen der Blätter zurückzuführen, Bast und Holz der Triebe und Zweige sind in diesem Fall gesund.
Bakterienkrebs der Esche (Erreger: Pseudomonas syringae subsp. savastanoi pv. fraxini): Zunächst Zweig- und Stammanschwellungen, später platzt die Rinde in Längsrichtung auf und es bilden sich, zumeist in großer Anzahl, unregelmäßige, braun-schwarze, aus der Rinde weit hervorbrechende, gekröseartige Wucherungen (Bilder 21 bis 22). Tritt mitunter massenhaft auf, Bäume sterben ebenfalls erst nach längerer Zeit ab oder fallen anderen Schadursachen zum Opfer.
Welkende und abgestorbene Blätter und Triebe aufgrund von Spätfrost: Charakteristische Rindennekrosen (Bilder 1 bis 8) und Holzverfärbungen (Bild 10) fehlen. Während bei Frosteinwirkung das Absterben an der Triebspitze beginnt, treten beim Eschentriebsterben lokale Rindennekrosen, die das Absterben der Triebe verursachen (Bilder 1 bis 3), zumeist deutlich unterhalb der Triebspitze auf.
Kronenverlichtung und -degeneration an Alt-Eschen aufgrund abiotischer Ursachen (z. B. Trockenheit, Grundwasserabsenkung): Typische Rindennekrosen (Bilder 1 bis 8) und Holzverfärbungen (Bild 10) fehlen.
Es können auch mehrere Schadbilder gemeinsam und komplexe Schadbilder an einem Baum auftreten, was die eindeutige Zuordnung von Schädigungen zu einer einzigen Ursache erheblich erschweren oder unmöglich machen kann.
Betroffene Wirtsbaumarten
Europäische Esche (Fraxinus excelsior), Hänge-Esche (Fraxinus excelsior ‘Pendula’) und Quirl-Esche oder Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia subsp. danubialis).
An der Blumen- oder Mannaesche (Fraxinus ornus) sowie der Pennsylvanischen Esche (Fraxinus pennsylvanica) und der Weiß-Esche (Fraxinus americana) wurde die Krankheit noch nicht beobachtet.
Erregernachweis
Die Fruchtkörper des Weißen Stengelbecherchens (Bild 23 und 24) und die unscheinbaren Stadien von Chalara fraxinea treten vorwiegend an im Vorjahr abgefallenen Blattspindeln (= jene Teile der Eschenblätter, an denen die Blättchen sitzen) in der Bodenstreu und nur ganz selten an abgestorbenen Trieben oder Rindennekrosen auf. Für das Erkennen der Krankheit im Freiland besitzen die Fruchtkörper daher eine geringe Bedeutung. Durch Isolierung von Chalara fraxinea auf künstlichen Nährmedien im Labor kann die auf Symptomen basierende Diagnose des Eschentriebsterbens abgesichert werden.
Labordiagnose von Chalara fraxinea
Für die Bestätigung des Krankheitserregers wird eine Labordiagnose von Chalara fraxinea empfohlen. Vor der Probennahme sollte das Forstpathologie-Labor an der BOKU kontaktiert werden, wo Sie Informationen zur richtigen Entnahme, zur Lagerung und zum Versenden von Pflanzenproben erhalten (Kontakt: Thomas Kirisits und Susanne Mottinger-Kroupa, +43 1 47654-91601).
Danksagung Die Forschungsarbeiten über das Eschentriebsterben in Österreich werden vom Lebensministerium (Forschungsprojekt Nr. 100343, BMLFUW-LE.3.2.3/0001-IV/2/2008), von den Landesregierungen von Niederösterreich, Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, der Steiermark und des Burgenlandes sowie der Österreichischen Bundesforste AG finanziell unterstützt. Den Landesforstdienststellen der Bundesländer sowie zahlreichen Bezirksforstinspektionen und Forstbetrieben wird für die praktische Unterstützung der Arbeiten gedankt. |