Feldmaikäfer und Waldmaikäfer
Maikäfer gehören zu den Blatthornkäfern (Scarabaeidae). Im Wesentlichen spielen bei uns in Deutschland nur zwei Maikäferarten eine Rolle. Der häufigste ist der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha). Im Norden und Osten Europas sowie in Deutschland gesellt sich vornehmlich auf sandigen Böden noch der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) hinzu. Beide Arten sind sich äußerlich sehr ähnlich und nur Experten können sie sicher voneinander unterscheiden. Die Käfer sind 20-30 mm lang und dunkelbraun. Trotz des Namens beginnen die Maikäfer je nach Witterung und Region ab Mitte April zu fliegen und können auch im Juni noch unterwegs sein.
Früher war der Maikäfer durch seine regelmäßig wiederkehrenden Massenvermehrungen eine echte Landplage und jedem Kind bekannt. Er fand seinen Niederschlag sogar in der Literatur (Wilhelm Busch) und bei Liedermachern (Reinhard Mey). Durch die DDT-Euphorie in den 1950er und 1960er Jahren wurde jedoch aus der einstigen Landplage Maikäfer in Mitteleuropa eine so seltene Art, dass ab den 1970er Jahren in den meisten Gebieten nur noch wenige Menschen je so ein Tier zu Gesicht bekamen. Während des vergangenen Jahrzehnts scheinen sich die Bestände aber zumindest örtlich wieder erholt zu haben und verursachen sogar wieder die altbekannten und fast vergessenen Probleme.
Maikäferjahre
Maikäfer erscheinen in regional synchronisierten Zyklen in besonders großer Zahl, meist jeweils alle 3-5 Jahre abhängig von der Entwicklungsgeschwindigkeit der Larven, den so genannten Engerlingen. Die warme Witterung der letzten Jahre scheint mancherorts die Zyklen verkürzt und vermischt zu haben, so dass die Käfer auch in aufeinanderfolgenden Jahren in auffälliger Zahl erscheinen können. Je nach Witterung und ungünstigem Zusammenfall verschiedener Zyklen kann es zu den berüchtigten Maikäferjahren kommen, bei denen die Zahl der Käfer weit überdurchschnittlich hoch ist. Früher hatte dies großflächige und massive Schäden in Wald und Obstbau zur Folge, doch auch neuerdings kommt es wieder öfter zu größeren Schäden.
Der Hauptschaden entsteht dabei durch den Wurzelfraß der Engerlinge in den Vorjahren, doch die kahlgefressenen Kronen am Ende eines Massenzyklus schwächen die zuvor wurzelgeschädigten Bäume natürlich besonders schwer.
Scheinmaikäfer
Abb. 3: Der Rosenkäfer wird wegen seiner außergewöhnlich grün-metallischen Färbung der Flügeldecken gern der "fliegende Smaragd" genannt. Und tatsächlich ist der grün-goldene Brummer im Fluge weder zu übersehen noch zu überhören und die Assoziation mit einem fliegenden Edelstein liegt sehr nahe
Häufig werden die Maikäfer mit Junikäfern und dem Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) verwechselt, die allesamt ebenfalls zu den Blatthornkäfern zählen (Abb. 2). Bei den Junikäfern handelt es sich um mehrere Arten der Gattungen Amphimallon und Rhizotrogus, wobei man in Deutschland am ehesten auf Amphimallon solstitiale treffen wird.
Wenn die Hauskatze im Garten an dunklen, warmen Sommerabenden ständig unvermittelt und scheinbar ohne Grund wilde Luftsprünge veranstaltet, versucht sie meistens einen Gartenlaubkäfer zu fangen. Sie schwirren an solchen Abenden in großer Zahl über dem Boden und um Sträucher und Bäume herum.
Die Junikäfer sind jedoch mit etwa 14-18 mm um etwa ein Drittel kleiner als die Maikäfer und deutlich heller gefärbt. Außerdem fehlt ihnen das typische Muster der weißen Zacken entlang der Seiten. Der Gartenlaubkäfer ist zwar wie der Maikäfer dunkelbraun, hat mit nur etwa 10 mm Länge aber nur ein Drittel der Größe. Auch ihm fehlt die seitliche Linie weißer Zacken und anders als beim Maikäfer schillert der schwarze Brust- und Kopfbereich metallisch blau-grün.
Die Unterscheidung der Käfer durch den Laien wird dadurch erschwert, dass umgangssprachlich auch verschiedene Marienkäfer fälschlicherweise als Junikäfer bezeichnet werden, obwohl sie mit den Blatthornkäfern überhaupt nicht näher verwandt sind. Noch komplizierter wird es, weil leider auch noch der Gartenlaubkäfer in manchen Regionen als Junikäfer bezeichnet wird.
Um die Verwirrung komplett zu machen gibt es auch noch eine weitere Art, nämlich Anoxia villosa. Dieser Käfer ist zwar weder ein Juni- noch ein Gartenlaubkäfer, gehört aber ebenfalls zur Familie der Blatthornkäfer und sieht auf den ersten Blick tatsächlich aus wie ein besonders gut genährter Maikäfer. Sprich, er ist eher etwas größer, wirkt kompakter und hat keinen schwarzen, sondern einen braunen Halsschild und ist stark und hell behaart. Die Art ist in Deutschland auf sandig-warme Gegenden am Rhein, in Hessen und angrenzenden Gebieten beschränkt, kommt dort aber zeitweilig häufiger vor, zuletzt 2003 und 2007 bei Hockenheim. Dagegen tritt Anoxia villosa in südlichen Ländern und vor allem in Spanien hinsichtlich möglicher Massenvermehrungen und Schäden ähnlich in Erscheinung wie bei uns der Maikäfer.
Engerlinge
Abb. 3: Engerlinge im Vergleich, Rosenkäfer (links) und Maikäfer (rechts). Deutlich sind die viel stärkeren Beine des Maikäfer-Engerlings mit den gelenkförmigen "Knicken" zu sehen. Im Gegensatz dazu der Rosenkäfer-Engerling mit seinen vergleichsweise schwachen Beinchen (Foto: B. Fecker, WSL).
Der Begriff Engerling bezeichnet keineswegs nur die Larven der Maikäfer. Vielmehr werden alle Larven der Familie der Scarabaeoidea so bezeichnet und damit die Larven von etwa 28.000 Käferarten weltweit. Die Engerlinge der Maikäfer erreichen 5-7 cm Länge und graben sich im Winter bis zu 90 cm tief in den Boden.
Oft finden viele Gartenliebhaber beim Umgraben im Garten oder des Kompostes Engerlinge des Rosenkäfers (Cetonida aurita). Die großen Larven werden gerne mit Maikäferengerlingen verwechselt und erregen häufig unangebrachte Ekelgefühle. Daher und aus Angst vor Fraßschäden werden sie leider meist vernichtet, obwohl sie keinerlei Wurzelfraß verursachen, sondern sich alleine von verrottendem Holz und Pflanzenmaterial ernähren und außerdem geschützt sind.
Große Engerlinge im Kompost sind praktisch immer die Larven des Rosenkäfers und sollten daher vorsichtig eingesammelt und nach dem Umgraben des Kompostes wieder dort abgelegt werden, da sie die Zersetzung des Kompostes beschleunigen und so dem Gartenliebhaber eigentlich helfen, statt ihm zu schaden! Das Risiko, dass es doch einmal Maikäfer-Engerlinge sind, ist gering, da der Maikäfer erstens in den meisten Regionen sehr selten ist und sich zweitens der Maikäfer-Engerling von lebenden Wurzeln ernährt, der Kompost also ein völlig ungeeigneter Lebensraum ist.
Unterscheidung
Außerdem ist die Unterscheidung durchaus möglich (Abb. 3):
Die Maikäfer-Engerling ist vorne und hinten etwa gleich dick und hat am Kopf sehr lange, kräftige Beine mit deutlich ausgebildeten gelenkförmigen "Knicken" und ebenso kräftige und deutliche Mandibeln (=Beißwerkzeuge am Kopf). Da er von lebenden Wurzeln lebt, kommt er praktisch nie im Kompost vor.
Der Rosenkäfer-Engerling dagegen ist hinten etwas dicker als vorne, hat nur kleine Stummelbeinchen ohne deutlich sichtbare "Knicke" und keine großen, deutlich sichtbaren Mandibeln. Der Kompost ist das typische Ersatzhabitat, da der Rosenkäfer-Engerling natürlicherweise in den Mulmhöhlen alter Bäume lebt und sich dort von den weichen Holzresten ernährt. Im Kompost tun es dann neben Holzresten auch die faulenden Stängel und Blätter der Pflanzenreste.
Häufig ist im Internet als Unterscheidungskriterium zu lesen, dass der Maikäfer-Engerling sich gekrümmt und seitlich liegend davonrobbe während der Rosenkäfer-Engerling ausgestreckt und gar auf dem Rücken liegend fliehen solle. Letzteres ist klar falsch und der Rest stellt in der Praxis kein sicheres Unterscheidungsmerkmal dar!
Die Junikäfer-Engerlinge sehen den Maikäfer-Engerlingen sehr ähnlich und meiden den Kompost aus den gleichen Gründen. Sie sind für Laien praktisch nicht von Maikäfer-Engerlingen zu unterscheiden, auch die Größe kann wegen der unterschiedlichen Größe der Junikäfer-Arten, noch viel mehr wegen der unterschiedliche Größe aller Engerlinge je nach Alter nicht herangezogen werden.