Der Alpenbock (Abb. 1) ist einer der schönsten, grössten und seltensten Käfer der Schweiz. Er lebt im Buchenwald, der in Mitteleuropa wahrlich kein seltener und gefährdeter Lebensraum ist.

Aber Rosalia alpina braucht für die Entwicklung der Larven über mehrere Jahre totes Buchenholz, das zudem von der Sonne beschienen sein sollte (Abb. 2). Wo in der Schweiz Buchen wachsen, wohnen seit Generationen auch Menschen, die das Buchenholz intensiv nutzen. Dies ist der Grund, weshalb der prächtige Bockkäfer heute sehr selten geworden ist.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Alpenbocks reicht von Spanien über Mitteleuropa bis nach Syrien, zum Kaukasus, dem südlichen Ural und nach Weissrussland. In Europa kommt er vor allem in den Gebirgen der Pyrenäen, des ganzen Alpenraums, des Appenins, der Karpaten und des Balkans vor.

Gefährdung

Früher war der Alpenbock an vielen Orten häufig. Neben der intensiven Sammeltätigkeit hat vor allem der Rückgang von geeigneten Buchen-(Ur)wäldern mit viel Alt- und Totholz den Alpenbock vielerorts aussterben lassen. Alpenböcke suchen zur Eiablage mangels Alternativen auch gelagertes Nutz- und Brennholz auf. Wenn dieses Holz verarbeitet wird, bevor die Larven fertig entwickelt sind, wird es zur Falle für die Käfer.

Schutzstatus

  • Der Europarat hat in der Berner Konvention den Alpenbock für ganz Europa als geschützt erklärt.
  • In der EU ist der Käfer durch den Ratsbeschluss 92/43/EEC als "Prioritätsart von öffentlichem Interesse" eingestuft.
  • In der schweizerischen Natur- und Heimatschutzverordnung ist R. alpina als geschützt aufgeführt.
  • R. alpina ist auf der internationalen Roten Liste der IUCN.

Forschung

Über die Habitatansprüche von Rosalia alpina gibt es verschiedene, zum Teil widersprüchliche, ältere Beobachtungen und Berichte, aber wenige wissenschaftliche Untersuchungen aus neuerer Zeit. Im Hinblick auf eine gezielte Förderung dieses gefährdeten Käfers ist es wichtig zu wissen, nach welchen Kriterien die Weibchen den Eiablageplatz aussuchen. Um sie von den verhängnisvollen Brennholzbeigen wegzulocken, muss eine attraktivere Eiablagestelle zur Verfügung gestellt werden.

Die Eidg. Forschungsanstalt WSL hat an drei bekannten Rosalia-Standorten im Verzascatal, im Prättigau und im Jura je ein "Käfer-Buffet", d.h. eine Auswahl von toten Buchenstämmen unterschiedlicher Qualität, aufgestellt (Abb. 4). Am liebsten verteidigten die Männchen ihr Territorium auf einem langen, dicken, stehenden Stamm. Auch die Weibchen wurden dort am häufigsten bei der Eiablage beobachtet.

Empfehlungen

Aufgrund der aus den Forschungsarbeiten gewonnenen Erkenntnisse schlagen die Wissenschafter als aktive Förderungsmassnahme vor, in Regionen mit gesichertem oder vermutetem Alpenbock-Vorkommen neben Buchen-Brennholzbeigen einen oder mehrere etwa 2 m lange, mindestens 25 cm dicke Buchenstämme an gut besonnten Orten aufzustellen. Darauf werden die Weibchen zumindest einen Teil ihrer Eier ablegen.

Die Larven (Abb. 5) aus diesen Eiern werden später nicht mit dem Brennholz verbrannt. Der Stamm sollte vor dem Schlüpfen der Käfer, das heisst vor dem dritten Sommer, an eine Stelle ohne Brennholzbeigen gebracht werden. Als zukünftiger Lebensraum eignen sich anbrüchige oder frisch abgestorbene Buchen, am besten an einem sonnigen Waldrand oder in einer nicht vollständig aufgeräumten Windwurffläche.

Generell empfiehlt sich für die Förderung des Alpenbockes, alte, geschädigte oder abgestorbene Buchen an sonnigen Standorten stehen zu lassen. Nach einem Holzschlag aufgearbeitete, für den Verkauf bestimmte Buchenstämme sowie Brennholzbeigen sollten vor dem Sommer, der Flugzeit der Alpenböcke, abgeführt oder im Schatten gelagert werden. In Windwurfflächen können einzelne Buchenstrünke oder Stämme minderer Qualität belassen werden. Auch bei Holzschlägen sollten einzelne alte Buchen und hohe Baumstrünke stehen bleiben. Zudem können Stammstücke an besonnten Stellen an stehende Bäume angelehnt und befestigt werden. Am Boden liegendes Holz und kleine Strünke sind für die Entwicklung des Alpenbockes ungeeignet.