Sobald wir ein Gespinst in einer Eiche sehen, denken wir sofort an den Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Aber dieser ist nicht der einzige Schmetterling, dessen Raupen sich dort tummeln. Beispielsweise könnten solche Nester auch von dem Goldafter (Euproctis chrysorrhoea) stammen. Die Raupen dieses Gesellen besitzen ebenfalls Brennhaare, die bei uns allergische Reaktionen und Juckreiz hervorrufen können. Er legt seine Eier aber nicht nur an Eichen, sondern auch an anderen Baum- und Straucharten ab.
Goldafter lieben Laubbäume und Wärme
Der Goldafter gehört zur Familie der Trägspinner. Bekannt ist er vor allem an Weißdorn und Eiche, tritt aber auch gerne an Obstbäumen, Schlehen und Hainbuchen, seltener an Ahornarten auf. Die bevorzugten Biotope dieser wärmeliebenden Art liegen in der planaren und kollinen Höhenstufe außerhalb des Waldes, insbesondere an Solitärbäumen, in Hecken, an Alleen, auf Streuobstwiesen und an sonnigen Waldrändern.
Der Name "Goldafter" bezieht sich auf das goldbraune Hinterleibsende der erwachsenen Schmetterlinge, das besonders bei den Weibchen stark entwickelt ist (Abb. 2). Diese legen ihre Eier von Juni bis August an Zweigen ab und bedecken das Gelege mit ihrer leuchtend gefärbten Afterwolle. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Räupchen und verspinnen im Spätsommer mehrere Blätter zu einem fünf bis zehn Zentimeter langen Gespinstnest.
Die Raupen leben zunächst gesellig. Sie überwintern in ihren Gespinsten an den Zweigspitzen, in denen je nach Größe bis zu 100 Larven "wohnen" (Abb. 3). Im Frühjahr befressen sie Knospen und Blätter und kehren immer wieder in ihr Gespinst zurück. Erst nach der letzten Häutung verteilen sich die Raupen über die Krone. Sie verpuppen sich einzeln in der Krone, am Stamm oder auch am Boden.
Eindeutig zu erkennen!?
Erwachsene Raupen erreichen eine Länge bis zu 45 Millimetern und sind eindeutig zu identifizieren: Sie haben haarige, weiße seitliche Rückenflecken auf grau-braunem Grund sowie zwei leuchtend rote Trichterwarzen auf dem 9. und 10. Segment.
Als erwachsener Schmetterling ist der Goldafter überwiegend weiß gefärbt. Die Vorderflügel des Männchens besitzen manchmal wenige kleine Punkte. Dem Goldafter im Aussehen sehr ähnlich ist der Schwan (Euproctis similis).
Brennhaare – Vorsicht ist geboten!
Die Raupen des Goldafters besitzen Brennhaare, die bei Kontakt häufig zu allergischen Reaktionen führen können. Die Haare sind an der Spitze in eine drei- bis fünfstrahlige Krone aufgespalten, am unteren Teil zeigt der Haarschaft eine spaltförmige Öffnung. Das Gift wird beim Abbrechen der Brennhaare frei.
Die Brennhaare führen auf der Haut zu stärkerem Juckreiz, der mehrere Tage anhalten kann. Diese sind nicht nur auf die Raupen beschränkt, sondern finden sich auch in den Gespinstnestern und auf den Eigelegen. Sie können auch im Unterwuchs vorhanden sein und so, z.B. bei Mäharbeiten aufgewirbelt werden. Deshalb sollten beim Umgang mit Goldafterraupen Schutzausrüstungen wie beim Umgang mit Prozessionsspinnerraupen getragen werden.
Bekämpfungsmöglichkeiten
Der Goldafter neigt gelegentlich zu Massenvermehrungen mit völligem Kahlfraß, vor allem an Obstbäumen. Meist brechen diese Massenvermehrungen aus natürlichen Ursachen wieder zusammen. In Bayern tritt der Goldafter um Großraum München-Augsburg regelmäßig in Alleen in Erscheinung. 2001 ist er in Franken, Schwaben und in Niederbayern in beträchtlicher Dichte aufgetreten. Seit dem macht er immer wieder örtlich, bisweilen auch regional, auf sich aufmerksam. Auch in der Schweiz mussten die Straßenunterhaltsdienste 2009 eine Spur der A6 Thun-Spiez für rund fünf Stunden sperren, um dort die Raupen des Goldafters zu entfernen.
Die Bekämpfung des Goldafters aus hygienischen Gründen ist im Offenland in der Regel nicht erforderlich. Es können hier Maßnahmen zum Einzelschutz (Vermeidung, Schutzkleidung) ergriffen werden. In Gärten und städtischen Grünanlagen können die noch kleinen Überwinterungsgespinste im Herbst und Winter mechanisch entfernt werden. Falls eine mechanische Bekämpfung nicht möglich ist, können die Raupen im Frühjahr des zweiten Fraßjahres (1. bis 2. Maiwoche) auch chemisch bekämpft werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu einem späteren Zeitpunkt ist nicht sinnvoll, da der Nahbereich der Fraßpflanze dann bereits mit Brennhaaren kontaminiert ist.