Vorkommen und Aussehen
Die Gattung Fraxinus umfasst weltweit etwa 65 Baum- und Straucharten und gehört zur Familie der Ölbaumgewächse. In Europa gibt es lediglich drei Eschenarten: die Blumen- oder Mannaesche (Fraxinus ornus) und die Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia) kommen nur im südlichen Europa vor und erreichen eine Baumhöhe von 20 bis 30 m. Die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) wächst zu einem noch stattlicheren Baum von über 40 m Höhe. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Westeuropa bis zum Ural sowie bis Südskandinavien (=> Karte).
Bei günstigen Voraussetzungen kann die tiefwurzelnde Esche auf den von ihr bevorzugten gut durchlüfteten, tiefgründigen und basenreichen Böden ein Alter von etwa 300 Jahre erreichen. Keine Seltenheit sind bis 20 m lange, astfreie Stammteile, bevor die eher lichte Krone mit den steil aufragenden Ästen beginnt. Die "Schweizer-Rekord-Esche" hat gemäss Landesforstinventar (LFI) folgende Maximalwerte: 80 cm Brusthöhendurchmesser (BHD), 45 m Höhe und 7,9 m3 Schaftholzvolumen.
An den grauen bis grünlichen Zweigen befinden sich gegenständige, unpaarig gefiederte bis etwa 20 cm lange Blätter mit 9 - 15 feinscharf gezähnten Teilblättern. Im Gegensatz zu andern Laubbaumarten treiben die Eschenblätter erst im späten Frühling aus. Dafür spriessen die purpurroten, fast kugeligen Blütentrauben aus den pechschwarzen, kugelförmigen Seitenknospen bereits einige Wochen vor dem Laubausbruch. Im Herbst wirft die Esche als einzige einheimische Baumart ihre Blätter im grünen Zustand ab. Im Gegensatz dazu bleiben die reifen, braunen Früchte in Form zweisamiger Nüsse mit einseitigen Flügeln über den ganzen Winter hindurch an den Ästchen.
Die Rinde der Esche ist bis etwa zum vierzigsten Lebensjahr glatt und von hellgrünlich-grauer Farbe. Mit zunehmendem Alter wird sie dunkel bis schwarzgrau und reisst borkig in länglich-rhombische Felder auf. Bezogen auf die Stammzahl ist dieses wertvolle Laubholz gemäss LFI bei uns mit 3,7% vertreten.
Abb. 2 - Die gefiederten Eschenblattätter. Foto: H. Schneider, Botanische Bilddatenbank www.unibas.ch/botimage/
Bedeutung, Holz und dessen Verwendung
Die Esche ist seit Jahrtausenden geschätzt. Bereits während der Jungsteinzeit diente ihr Laub als Viehfutter. Zur Laubgewinnung wurden jährlich einige Zweige gleich nach dem Austrieb abgehauen (sogenanntes "Schneiteln"), getrocknet und dann als Laubheu für die Winterzeit eingelagert. Noch heute sind in abgelegenen Tälern Eschen zu sehen, die der Bevölkerung bis vor wenigen Jahrzehnten als Futterbäume für ihr Vieh dienten.
Das sehr zähe und biegsame Eschenholz zählt zu den festen und tragfähigsten Hölzern. Mit rund siebzig Jahren setzt die Verkernung des Holzes ein, dessen Farbe normalerweise gelbbräunlich ist. Das je nach Wuchsstandort mehr oder weniger oft anzutreffende braune bis dunkelbraune Kernholz entspricht nicht dem heutigen Modetrend nach hellem Holz.
Wegen seiner vielen wertvollen Eigenschaften ist Eschenholz sehr begehrt. Es weist gute Festigkeitswerte auf. Es schwindet wenig und lässt sich manuell und maschinell gut bearbeiten. Für den Innenbau ist Eschenholz mit hellem Kern gefragt und findet dort häufig Verwendung als Parkett oder Fussbodendiele, als Treppenstufen und -geländer sowie für Möbel in Küche, Wohn- und Schlafräumen. Der Vorteil der Elastizität des Eschenholzes findet in verschiedenen Sportgeräten, wie beispielsweise Ski, Schlitten, Barrenholme, Ruder, Speere und Bögen Verwendung. Obwohl Eschenholz von seiner früheren Verwendung bei Drechslern und Wagnern viel an Bedeutung verloren hat, ist es nach wie vor zur Herstellung von Werkzeugstielen begehrt. In der zur Zeit grössten Stielwarenfabrik der Schweiz im aargauischen Fischbach-Göslikon werden jährlich rund 15'000 m3 Eschenstammholz verarbeitet.
Waldbauliche- und ökologische Bedeutung
Die sich reichlich verjüngende Esche ist als wichtige Mischbaumart aufgrund ihrer hohen Wuchsleistung sowie ihrer guten Holzqualität von grosser Bedeutung für die Forstwirtschaft. Die ökologische Bedeutung der Esche ist vielfältig. Zum einen bietet sie zahlreichen Insekten und Vögeln einen wichtigen Lebensraum. Wildtiere ernähren sich von Zweigen und Knospen der Jungpflanzen, dies allerdings nicht immer zur Freude der Forstleute! Zum andern zersetzen sich die im Herbst auf den Boden fallenden Eschenblätter "zügig". Die wertvolle Streu wirkt bodenverbessernd, humusbildend und sorgt für ein reiches Bodenleben.
Die Esche eignet sich auch als Stabilisator von rutschgefährdeten Hängen, speziell aber von Bach- und Flussufern. Ihr weitreichendes und dichtes Wurzelwerk befestigt Uferböschungen und verhindert dadurch Unterspülungen und Abschwemmungen.
Abb. 4 - Die Esche bildet zahlreiche Samen. Foto: Thomas Reich (WSL)
Der Name
Der Name der Esche ist auf das Germanische zurück zu führen und hiess im Althochdeutschen «ask», was Speer oder Bogen bedeutete. Eine weitere Ableitung von Esche stammt vom Keltischen «eska», was gleichbedeutend ist wie Wasser. In unseren vielfältigen Mundarten tönt der Baumname allerdings immer wieder ähnlich: Esche, Eesche, Eschschä, Ösche, Ösch, Äschä, Eisch. Namen wie "Bogenbaum", "Geissbaum", "Wundbaum" weisen auf die Verwendung dieses Baumes hin.
Auch Ortsnamen erinnern an diesen stattlichen Laubbaum: Eschenz, Eschen-Nendeln, Eschental sowie Eschenbach (einem mit Eschen bestandenen Bach). Die im französischsprachig gelegenen Ortschaften wie Fresnes, Fresne, Fresnoy, Le Fresse, Le Frêche etc. leiten ihre Herkunft vom lateinischen "fraxinus" ab (Esche französisch = frêne). Auch teils berühmte Geschlechter verdanken ihren Familiennamen dieser Baumart; Esch, Escher, Eschenbach (Freiherr von), Eschenmoser, Eschmann, Aschmann.
Mythologie und Brauchtum
Im Vergleich mit beispielsweise der Eiche oder der Linde führt die Esche eher ein Schattendasein bei Dichtern, Komponisten und in der Mythologie. In der germanischen Mythologie ist die Weltesche (Yggdrasil) die Mitte des Universums. Mit ihrer Krone schafft sie die Verbindung zum Himmel, mit ihrem Stamm zur Erde und mit ihren Wurzeln zur Unterwelt. Unsere Vorfahren waren von vielen unterschiedlichen, nützlichen Eigenschaften der Esche überzeugt. So soll sie Unheil abwehrende Kräfte in sich haben. Ihr Saft schützt vor dem Biss der Schlange. Dass Schlangen grosser Respekt vor der Esche nachgesagt wurde, belegt folgender alter Spruch:
Ich bin von den Alten gelart,
der Eschenbaum hab diese Art,
dass keine Schlange unter ihm bleib,
der Schatten auch hinweg sie treib,
ja die Schlange eher ins Feuer hinläuft,
eh sie durch seinen Schatten schleift.
Eschenholz in Kleider eingenäht lasse blutende Wunden versiegen (dieser Glaube dürfte seinen Ursprung im hohen Gerbstoffgehalt der Rinde haben). Fischer sprachen dem Holz einen speziellen Zauber nach. Sie waren davon überzeugt, dass aus Eschenholz angefertigte Ruder und Bootsrippen vor dem Ertrinken bewahren.
Eschen sollen auch Unwetter abhalten - und nicht nur meteorologische! Bei den Römern galt diese Baumart als Symbol einer glücklichen Ehe und bei den Schotten bewahrte ein über das Bett gehängter Eschenzweig vor einem Ehegewitter. Noch heute bei Wetterpropheten bekannt ist die alte Bauernregel:
Grünt die Eiche vor der Esche,
hält der Sommer grosse Wäsche.
Grünt die Esche vor der Eiche,
bringt der Sommer grosse Bleiche.
Wichtigste Quellen
- E. A. Rossmässler: Der Wald; (1871)
- Susanne Fischer: Blätter von Bäumen;
- Walter Kienli: Die Gehölze der schweizerischen Flora;
- Urs-Beat Brändli: Die häufigsten Waldbäume der Schweiz
- Hans Schinz, Robert Keller: Flora der Schweiz; (1923)
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
(TR)