Ausgelöst durch enorme Regenmengen (223 mm in 24 Stunden bei der Station Innerlaterns) kam es im Laternsertal in Vorarlberg am 20. und 21. Mai 1999 zu zahlreichen Rutschungen, die von Mitarbeitern des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) detailliert erfasst wurden (Aufnahmeverfahren und Ergebnisse siehe BFW-Bericht Nr. 127). Aufgenommen wurden Quer- und Längsprofile und dabei die maximale Länge, Breite und Tiefe jeder Rutschung.
Auf Basis von durchschnittlich 12 Tiefenmessungen je Rutschung wurde die mittlere Tiefe berechnet und das Volumen durch Multiplikation dieser Werte mit den digitalisierten Flächengrößen bestimmt.
Maximale Breite als Eingangsparameter für Faustformel
Auf Basis des Zahlenmaterials wurden statistische Zusammenhänge zwischen den einzelnen Abmessungen der Rutschungen analysiert. Dabei wurde geprüft, ob das Volumen über einen einfach zu erhebenden Parameter mit Hilfe einer Regressionsgleichung berechnet werden kann. Es zeigte sich, dass die maximale Breite für die Volumsbestimmung am besten geeignet ist (Gleichung 1, gültig für Ruschungen mit maximalen Breiten zwischen 3,5 und 45 m).
log(V) = -0,608 + 2,148 log(Bmax)
V…Volumen, Bmax…maximale Breite
Für die Beurteilung ihrer praktischen Anwendungsmöglichkeiten ist neben deren statistischen Absicherung auch entscheidend, wie genau die Bezugsgröße (die maximale Breite einer Rutschung) im Gelände erhoben werden kann. Hier bietet die maximale Breite viele Vorteile:
- Sie ist der am leichtesten zu messende Parameter einer Rutschung.
- Im Gegensatz zur Bestimmung der maximalen Länge kann die Horizontaldistanz gemessen werden.
- Rutschungen sind zumeist weniger breit als lang.
- Für die Bestimmung der maximalen Länge ist es notwendig das Rutschungsende zu definieren (insbesondere bei hangmurenartigen Prozessen oft schwierig).
- Die größte Tiefe erhält man meist erst nach mehreren Messungen, außerdem muss eine Geländeoberfläche vor dem Rutschungsvorgang angenommen werden.
Praxisorientierte Faustformel
Die Faustformel soll den Praktiker bei der Aufnahme und Analyse von Rutschungsvorgängen unterstützen. Sie wurde in einem bestimmten Gebiet entwickelt, Einsatzmöglichkeiten in anderen Regionen müssen noch durch Folgeuntersuchungen verifiziert werden. Die Autoren sind daher an Rückmeldungen und Praxiserfahrungen sehr interessiert.